Alp´n´Gold, das Buch zum Blog!

Hallo meine lieben und treuen Blogleser!

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Ich freue mich über Ihre Buchbestellung, Ihre Tintenfee, Helga F. Würtz

Donnerstag, 10. Februar 2011

Zwei ganz dicke Freunde

Ich bin heute ganz hibbelig, so freue ich mich auf meine beste Freundin. Wenn ich sie treffen will, muss ich pünktlich sein, denn sie arbeitet auf einem Walser Bergbauernhof. Sie behütet die glücklichen Kühe und begleitet den Bauer auf seinem schweren Weg, den er im Walser Winter oft mehrmals täglich bewältigt Der steile Pfad führt über eine Piste, mit allen winterlichen Tücken für den Fußgänger. Nicht jeder Bergbauer hat seine Stallbehausung nebenan. So unterscheiden sie sich auch von echten Originalen und Idealisten, vordergründig mit Liebe zur Natur und ihrem Schöpfer. Meine dunkelfarbige Freundin Gina gehört zu dieser wertigen Familie.

Doch jetzt muss ich wirklich ganz schnell los. Habe Gina schon ein paar Tage nicht gesehen und ihr so viel zu berichten. Ich muss sie wieder auf den neuesten Stand bringen, was so alles los war. Wir müssen uns dringend austauschen und gegenseitig wissen lassen, was im Revier geschieht. Ich habe ihr auch vieles mitzuteilen und habe schon richtig Herzpumpern, so groß ist meine Freude.

Endlich, jetzt bin ich auf Tour. Nur noch ein paar Meter bis zum vereinsamten Gerümpelstall. Von da aus kann ich ganz oben schon Gina erkennen. Auf mein Rufen hin hat sie mich erkannt und kommt mit Vollgas den Steilhang runtergestürmt. Sie begrüßt mich mit beinahe umwerfender Herzlichkeit und hält mir ihre Ohrmuschel hin, dass ich sie belecke. Oh wie gut meine Beste duftet, und sie schließt kurz ihre Augen bei leicht erhobenem Kopf, so gut kann ich schmusen. Sie lässt mich mit ihrem Augenschlag wissen, dass ihr das sooo gefehlt hat. Dafür fährt sie mit ihrem Kopf unter meinen Körper und lupft mich ein bisschen. Eines unserer Lieblings-Spielchen im Winter. Dann langt es gerade zu einem flüchtigen Info-Austausch. Und schon sprudelt Gina los mit ihrem Erlebten. Ein paar Schifahrer hätten sie unendlich aufgebracht, mit viel Gemoser, nur weil sie wie immer an der Piste hockte und die komischen Menschen Angst hatten um ihren vermurksten Stemmbogen. Sollen erst mal einen Schikurs besuchen, anstatt auf eigene Faust sich der Menschheit auszusetzen. Aber auch ganz liebe Fremde waren dabei, die mir einen ganzen Wurstsemmel zugeworfen hatten und noch ganz gute Leckerli, die sie von weit weg mitgebracht haben. Sie redeten auch über mich. Ihre Gesprächsfetzen sagten, dass sie mich sehr hübsch finden. Darüber habe ich mich riesig gefreut. – Doch jetzt können wir unsere angestaute Freude nicht mehr dämpfen und müssen erst mal eine Runde Spaßkämpfe machen und herumtollen. Wie das gut tut. Zwischendurch müssen wir uns Auge in Auge betrachten, und Gina bettelt mich schon wieder an, bitte bitte Ohren schlecken.

Dann ist die Sehnsucht befriedigt: Nach einer kurzen Verschnaufpause, miteinander und nebeneinander, ist es endlich soweit, wohlverdiente Zeit auf unseren RATSCH. Gina erzählt mir von ihrer Mitarbeit, denn es gab Nachwuchs im Stall. Das heißt, sie hat noch ein paar Kälber mehr zu beschützen. Sie muss zuerst frühmorgens, wenn es noch dunkelt, die Füchse in alle Richtungen verjagen. Bis zu den Lawinenhügeln unter dem Gehrenhang geht die Fuchsjagd. Drum trage sie auch momentan kein Halsband. Zu gefährlich, dass sie bei einem solchen Auftrag in Bedrängnis gerät und irgendwo hängen bleibt. Aber sie gefällt mir auch so. Und der Rabauke sei auch wieder ein paar Mal aufgetaucht und probiert, sie hinterlistig anzupöbeln. Und ich hätte ihr dabei so gefehlt. Aber sie hat es geschafft, ohne meine Beihilfe, alles alleine geregelt. Das macht stark, hat sie gespürt. Dann ist er enttäuscht weitergezogen, dieser wilde RÄUBER, und ich hatte Gott sei Dank wieder meine RUHE. Also immer dasselbe, wenn dieser Rambo auftaucht in seiner ungestillten Streitlust.

Jetzt war ich an der Reihe und ließ Gina von meinem Auswärtsbesuch wissen. Ich war in einem ganz großen Park unterwegs, mit beiden Frauchen. Da war ein richtiges Düfteparadies, so viele Tiere sind dort frei unterwegs und am rumtollen. Ich durfte meine Runden drehen, mit Düften um meine Nase, die ich noch nie erlebt habe. Dann geschah noch etwas ganz Aufregendes und Tolles. Meine Frauchen mussten in einen ganz besonderen Leckerladen, wie ein Schlaraffenland. Doch da kam eine feine Dame und erinnerte, dass hier solche wie ich nicht rein dürfen. Und dieses Schlaraffenland hatte um die Hausecke eine ganz besondere Lösung. Dort wartete ein Portier auf mich. Das war ein ganz dicker Mann in einer komischen Uniform in der Farbe wie unser Wald, mit glänzigen Knubbelknöpfen drauf. Du fetter Angeber, dachte ich mir so. Aber nein, der Portier war ganz ganz lieb, hat mich immer gekrault und viele Hundekuchen gegeben. Da möchte ich gerne mal wieder hin, am liebsten mit meiner Gina. Vielleicht kann ich auch einmal Portier werden.

Zwei Tage lang war ich mit meinen Frauchen  auf Tour. Darauf freue ich mich immer ganz verrückt. In dem großen Park sind ganz viele Kumpel. Manchmal treffe ich sogar in der Dämmerung Kaninchen. Doch da muss ich aufpassen, dass das Frauchen nichts merkt, denn sonst geht irgendetwas durch mit mir. Die Menschen nennen es glaube ich T r i e b. Das erzeugt dann ein ganz besonderes Gefühl, wenn ich eine so seltene Beute wittere. Doch wenn ich dann ganz schnell weg schaue, kann ich mich ablenken, und diese Unruhe verschwindet dann wieder, und mir geht es auch irgendwie besser. Ich möchte Dir gerne mal so einen Hoppel mitbringen, doch ich schaffe es nicht, diese Wichte zu jagen, weil die beiden soooo auf mich aufpassen. Und die Zwei sind sooooooooooo lieb zu mir, dass ich sie niemals enttäuschen darf. Zu gerne würde ich uns beiden mal so einen kleinen Hoppel gönnen, nur zum Vernaschen. Gina läuft schon seitlich der Sabber runter. Schnell schlecke ich alles ab und verspreche in ihre Pfote, nicht mehr davon zu reden.

Gina findet es fast eine Verrücktheit, was ich Aufregendes erlebt habe. Das gibt es bei uns wirklich nicht. Aber sie muss hier bleiben bei ihren Kühen und den jungen Kälbern. Zusätzlich macht es ihr große Freude, wenn sie mit ihrem Frauchen dann und wann alte und schwache Leute besuchen geht. Da sei es sehr lustig, wenn sie alle ihre guten Kekse vom Tisch werfen und Gina ganz viele Leckerli auf einmal bekommt. Und sie wollen mich alle streicheln, dass es mir manchmal einfach lästig wird. Denn sie tatschen so ganz komisch im Gesicht und am Schwanz herum. Und dann werfen sie schon wieder gute Sachen zu Boden, was sie eigentlich gar nicht dürfen. Aber das machen sie alle, weil in ihren Hirnkästchen nicht mehr alles so richtig schaltet wie bei Dir und mir. Drum wohnen sie auch in dem großen Haus mit vielen Aufpassern in schönen, weißen Kitteln. Richtig spannend, was Gina so alles weiß.

Und auf einmal rauscht jemand zwischen uns wie eine Rakete. Der haut uns fast um und schubst uns den Hang runter. Auch liebt er es, uns in den Schwitzkasten nehmen zu wollen. Doch das lassen wir uns schon lange nicht mehr gefallen, wir spielen einfach Fangen, rennen zusammen ganz schnell weg, dass er uns nicht kriegen kann mit seinem gewichtigen Körper. Und dann lassen wir ihn alleine stehen. Aber der Kraftprotz ist hartnäckig und gibt nicht so schnell auf. Doch vereint drehen wir ein paar Runden mit diesem ungestümen Temperamentsbündel, und endlich ist er dann plötzlich wieder auf und davon.

Für uns wird es jetzt Zeit, wieder Servus zu sagen. Der Bauer ruft nach Gina. Mein Frauchen wartet und will weiter, bevor es zudunkelt. Man sieht sich in den kommenden Tagen zu einem nächsten Hängert. Vergnügt und zufrieden spurten sie zu ihrem guten Herrchen und Frauchen. Sie scheinen so richtig glücklich, miteinander alles geteilt zu haben und auch als gute und einfühlsame Lebensgefährten dazu zu gehören, in dieser kleinen Walser Welt. Drum haben sie auch heute einen Freitag-blog verdient.

…und noch ein Danke an unsere Walser Liebhaber mit ganz viel Seele für unser gutes und artgerechtes Hundeleben.

Eure Walser Lebensgefährten Gina und Amy